Nie wieder Faschismus? Wir leben in einer Welt die immer weiter verroht. Reiche werden immer reicher und die große Mehrheit immer ärmer. Die Kriegsgefahr steigt. Die Menschheit schlittert sehenden Auges in eine ökologische Katastrophe. Zeitgleich schwindet die Solidarität unter den Menschen und Menschenfeindlichkeit und Gewalt nehmen zu. Öffentliche Diskurse sind durchzogen von Rassismus und Frauenfeindlichkeit, von Nationalismus und Chauvinismus, während gleichzeitig Tausend verzweifelte Menschen an den Grenzen Europas dem Tod überlassen werden. Weltweit ist die Rechte auf dem Vormarsch. Von Trump bis Orban über Bolsonaro hin zur AfD. Rechtspopulistische und faschistische Parteien erzielen Wahlerfolge, während auf den Straßen faschistische Übergriffe gegen Andersdenkende und Minderheiten zunehmen. Gleichzeitig taumelt der Kapitalismus von Krise zu Krise, von Krieg zu Krieg und hinterlässt dabei eine Spur von Abstieg, Armut, Zerstörung und Spaltung. Erkämpfte Freiheitsrechte werden immer weiter zurückgenommen. Die bürgerlichen Freiheits- und Gleichheitsversprechen wurden nicht eingelöst, wie uns beispielsweise die Ungleichbehandlung der Geschlechter zeigt. Der Kapitalismus hat also der Mehrheit der Menschen keine Perspektive zu bieten. Viel mehr steht er einer freien und friedlichen Entfaltung der Menschheit im Weg. Wir müssen uns der faschistischen Gefahr organisiert entgegenstellen. Wo der Faschismus auftritt, muss er bekämpft werden. Gleichzeitig geht es um mehr. Es geht auch darum für eine freie, gerechte und friedliche Welt zu kämpfen. Das geht nur gegen den Faschismus und damit gegen den Kapitalismus.
Was heißt eigentlich Faschismus? Der Faschismus ist gekennzeichnet durch eine offene Gewaltherrschaft, eine politische Diktatur die terroristisch gegen ihre Gegnerinnen und Gegner vorgeht. Fester Bestandteil der faschistischen Ideologie sind außerdem ein extremer Nationalismus und eine enorme außenpolitische Aggressivität. Gleichzeitig stellt der Faschismus an der Macht keinen Bruch mit der kapitalistischen Ausbeutung dar. Vielmehr ist er die totalitäre Zuspitzung des Kapitalismus selbst. Er ordnet alle gesellschaftlichen Interessen den Profitinteressen des Kapitals unter. Faschismus und Kapitalismus sind also aufs engste miteinander verbunden. Wenn der Kapitalismus ernsthaft durch eine fundamentale Krise, oder starke soziale und demokratische Bewegungen bedroht ist, können die kapitalistischen Eliten der parlamentarischen Demokratie den Rücken kehren und zu einer noch aggressiveren Durchsetzung ihrer Interessen übergehen. Jedoch bringt der Kapitalismus als Gesellschaftssystem die Spaltungsideologien, die der Faschismus nutzt, bereits hervor. Der Faschismus setzt sie dann in verschärfter Form fort. Die grundsätzlichste Spaltungslinie im Kapitalismus ist die zwischen Kapital und Arbeit, also zwischen den Besitzenden, die von der Arbeit der anderen Leben und durch diese immer reicher werden, und den Lohnabhängigen. Aufgrund dessen stehen im Kapitalismus alle Menschen in ständiger Konkurrenz zueinander. Diese wird durch zusätzliche Spaltungslinien wie Rassismus weiter angeheizt und verschärft. Die Faschisten greifen auf mediale und politische Stimmungsmache gegen Ausländer, Arme und Linke zurück. Die rechtspopulistische Bewegung spricht diejenigen Teile der Bevölkerung an, die zunehmend von Entsicherung der sozialen Verhältnisse betroffen sind oder aus der Beobachtung jener Entsicherung Abstiegsängste entwickelt haben. Wenn die Faschisten sich manchmal antikapitalistisch und sozial geben, sich als „anti-establishment“ darstellen, so ist das Augenwischerei. Sie betreiben soziale Hetze und inszenieren eine Scheinrebellion. Sie wettern gegen die herrschenden Eliten, die korrekterweise als verantwortlich für die sich verschärfende soziale Lage gemacht werden. Verschweigen allerdings, dass hinter den „neuen Rechten“ häufig ganz ähnliche Eliten stehen, und die neue und die alte Rechte ebenso wenig im Interesse der Lohnabhängigen handeln werden. Die Faschisten benennen nicht die Profiteure von Ausbeutung und Ungleichheit. Sondern schaffen neue Feindbilder, wie „den Ausländer“, heute besonders Moslems, als unmittelbare Feinde der deutschen Arbeiterklasse. Die Grenzen zwischen bürgerlicher Mitte und Rechtsaußen sind deutlich fließender als es uns die Extremismustheorie weismachen will. Weder Nationalismus und Rassismus, noch Kriege und Sozialabbau oder Entdemokratisierung und Polizeistaat sind die Alleinstellungsmerkmale der
Faschisten. Auch die kapitalistische, parlamentarische Demokratie wird immer autoritärer.
Antifaschismus muss praktisch sein! Wenn wir die Faschisten stoppen wollen, müssen wir uns organisieren und aufzeigen in wessen Interesse die Faschisten handeln. Die Antifaschistische Aktion Jena beteiligt sich daran Aktionen der Faschisten zu verhindern, um ihre Propaganda- und Organisationsfähigkeit zu lähmen. Mit Reden und Flyern betreiben wir Aufklärung über den Charakter des Faschismus und der faschistischen Hetzer. Auch außerhalb von Demonstrationen betreiben wir Aufklärungs- und Bildungsarbeit und enttarnen dabei die Menschenfeindlichkeit und Scheinrebellion der Faschisten. Gleichzeitig gewinnen wir auf lange Sicht den Kampf gegen den Faschismus nicht, wenn wir nicht auch seine Wurzeln bekämpfen und ihm den Nährboden entziehen. Wir kämpfen dafür, dass kein Mensch in eine Lage versetzt wird, in der er oder sie den einzigen Ausweg im nach unten Treten sieht. Event- Aktionismus oder moralische Fingerzeige werden uns dabei nicht weit bringen. Um erfolgreich zu sein müssen wir uns organisieren und auf unsere kollektive Kraft vertrauen. Bündnisse mit der sogenannten „politischen Mitte“ helfen uns nicht. Denn es ist dieselbe „politische Mitte“, die mit ihrer unsozialen Politik, ihrem Rassismus und ihrem Autoritarismus die Faschisten erst groß macht. Sie verliert deshalb zu Recht das Vertrauen vieler Menschen. Als Antifaschistische Aktion Jena wollen wir einen Beitrag dazu leisten Antifaschismus wieder anschlussfähig für alle, die kein Interesse am Faschismus haben, zu machen. In Schulen, Betrieben und Wohnvierteln muss er alltäglich sein. Dabei sind wir auf der Suche nach einer Praxis, die sich in die Lebensverhältnisse von uns allen einmischt und diese politisiert. Durch ein niedrigschwelliges Angebot können in gemeinsamen Erfahrungen und im Austausch miteinander die Widersprüche des Kapitalismus, die faschistische Ideologie und die soziale Hetze der Faschisten sichtbar gemacht werden, um diese dann gemeinsam zu bekämpfen. Nur wer erkennt, dass die Faschisten keine Lösungen anzubieten haben und sogar die eigenen Probleme verschärfen, der kann sich für die eigenen Interessen und gleichzeitig gegen die Faschisten organisieren. Antifaschismus muss greifbar und vermittelbar sein und an den Lebensrealitäten Aller ansetzen. Langfristig bedeutet das auch sich gegen den Kapitalismus und für eine nicht-kapitalistische befreite Gesellschaft zu organisieren. Für eine Gleichberechtigung und freie Entfaltung der Menschheit, anstatt einer Gesellschaft in der Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer Religion oder ihrer Sexualität gegeneinander kämpfen. Die Solidarität der Vielen gegen die Faschisten und den Kapitalismus. Ein Kampf gegen Armut, Ausbeutung, Ungleichheit und Unterdrückung. Ein Kampf für soziale Gleichheit und Gerechtigkeit. Ein Kampf für Demokratie und gegen die Tyrannei. Gemeinsam können wir eine antifaschistische Praxis entwickeln, die nicht nur die Symptome, sondern die Ursachen des Faschismus bekämpft. Dafür brauchen wir auch dich!